Hat jemand behauptet, die Gegenwartslyrik sei unpolitisch? Björn Kuhligk beweist mit diesem Gedichtband das Gegenteil.

Fester Einband,
ISBN 978-3-446-25291-2
Deutschland: 16,00 €, Österreich: 16,50 €
Björn Kuhligks lyrische Stimme war noch nie so klar wie in diesem Band. In seinem Zentrum steht das Langgedicht, das dem Buch seinen Namen gibt. 2014, als es noch leichtfiel, all die Menschen auf der Flucht als Problem der Mittelmeeranrainer zu verdrängen, ließen Björn Kuhligk die Berichte vom berüchtigten Grenzzaun von Melilla nicht mehr los. Er reiste dorthin, um sich ein Bild zu machen und eine Sprache für das zu finden, was er sehen würde. Mit diesem Band meldet sich ein politischer Mensch zu Wort und zeigt, was ein Gedicht vermag: Es greift uns an, weil es Bilder in uns erzeugt, die wir nicht wegwischen können, es trifft mit seinem rauen Ton ins Mark und duldet doch keine bloß emotionale Reaktion.
Anders als der Reisebericht, den Kuhligk bereits 2015 von Melilla aus verfasst hat und der sich an das sichtbare Geschehen hält, kann dieses Gedicht einen Bereich des Dazwischen eröffnen, das genau zeigt, in welcher bemühten Verlorenheit der westeuropäische weiße Dichter steht, selbst wenn er nicht von Bäumen sprechen will. Dieser Kampf wider sich selbst macht Kuhligks Langgedicht zum Faszinierendsten, was man in diesem Herbst in der deutschsprachigen Lyrik lesen kann.
Christian Metz, FAZ
Politische Kunst kann außerordentlich schiefgehen, meistens dann, wenn es dabei mehr um den Künstler geht als um die Politik. Wenn er meint, sich ein Denkmal schaffen zu müssen. An dieser Falle läuft Björn Kuhligk mit seinen Gedichten weit vorbei, obwohl er als Autor darin sehr wohl vorkommt oder vielleicht gerade weil er darin vorkommt und sich immer wieder versucht klarzumachen, welchen Status er in der ganzen Geschichte hat.
Margarete Stokowski, Spiegel-online
Nur so können wir uns einen zeitgemäßen politischen Dichter vorstellen: nicht als unfehlbaren Präzeptor der Nation, der die Akteure der politischen Klasse entlarven will, sondern als selbstkritischen Beobachter, der unsere Bereitschaft zum Wegsehen empfindlich stört.
Michael Braun, Die Rheinpfalz
Statt dessen konzentriert sich der Text genau auf das, was er auch einlösen kann – und lässt das satt-westliche (früher hätte man gesagt: bürgerliche) Bewusstsein mit allen seinen Sachzwängen auf die Zumutung jenes Elends knallen, das diese Sachzwänge mitverursachen; beschreibt realistisch, oder sagen wir bloß „glaubhaft“, wie sich das anfühlen und wie das aussehen wird, wenn ein deutscher, weißer, männlicher Intellektueller, also ein auf mindestens vier verschiedene Arten privilegierter Vertreter der Spezies Mensch, persönlich Nachschau halten geht an den Grenzen seines Wohlstands, den Grenzen seines Friedens.
Stefan Schmitzer, Fixpoetry
Die Bilder dieses langen Gedichts setzen sich aus Splittern zusammen und brechen wieder auseinander. Man sieht sie wie im Kaleidoskop. (…) Björn Kuhligk ist mit seinem Gedicht an die Grenze gegangen, unprätentiös und aufmerksam.
Herbert Wiesner, Die Welt
Der dichtende Flaneur macht den maximalen europäischen Spaziergang. Sein Stil ist noch immer rau und zärtlich zugleich
Philipp Bovermann, Süddeutsche Zeitung
So wie überhaupt nur wenig zeitgenössische Lyrik es vermag, mit der Bedeutsamkeit Schritt zu halten, die Björn Kuhligk in seinem Gedicht „Die Sprache von Gibraltar“ erreicht.
Christian Hippe, SR 2 Kulturradio
Übersetzungen:



In spanischer Übersetzung von Daniel Bencomo und im deutschen Original erschien das in dem Buch enthaltene, sechsteilige Gedicht „Das Gedicht geht durch einen Körper und grüßt nicht mal“ in einer bilingualen Ausgabe mit Fotos des Autors in dem digitalen Verlag Stomias Boa in Mexiko. Hier zum kostenfreien Lesen und Sehen.